Mit einer Gruppe von 20 Bachelor- und Masterstudierenden ging es Ende Mai nach Österreich, um verschiedene Unternehmen entlang der holzbasierten Wertschöpfungskette zu besuchen. Schwerpunkte der Exkursion waren die nachhaltige Waldbewirtschaftung eines Forstbetriebes, Führungen durch Unternehmen der Säge,- Zellstoff,- Papierindustrie, Bioraffinerie, Besichtigung eines Holzhausbauunternehmens sowie weiteres holzverarbeitendes Unternehmen. Im thematischen Mittelpunkt standen dabei die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen sowie die Integration von Kreislaufwirtschaft in betrieblichen Prozessen. Die teilnehmenden Studierenden erhielten darüber hinaus spannende Einblicke in das betriebliche Energiemanagement, Produktionsabläufe, sowie strategische Ansätze der Unternehmen zur Förderung von Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Durch die Unterkunft in zentraler Lage von Salzburg und freier Abendgestaltung hatten die Studierenden die Möglichkeit die historische Innenstadt bei bestem Wetter zu erkunden. Eine geführte Stadtbesichtigung mit Fokus auf Mozarts Geburtsort rundete das kulturelle Rahmenprogramm der Exkursion ab.
Nach pünktlichem Start vom TUM-Campus in Straubing ging es mit dem Bus zum ersten Exkursionspunkt Lenzing Papier GmbH in Oberösterreich. Dort bekamen wir eine spannende Führung durch die Altpapieranlage des 1892 gegründete Unternehmen, das mittlerweile Marktführer in der Recyclingpapierindustrie in Österreich ist. Lenzing Papier GmbH ist auf die Herstellung hochwertiger Papierprodukte spezialisiert, die größtenteils auf Recyclingmaterialien basieren. Das Produktportfolio umfasst Offsetdruckpapiere, High-Speed-Inkjet-Papiere, weißes Grafikpapier, Briefumschläge sowie weiße und braune Kraftpapiere für Verpackungen wie Kartons oder flexible Verpackungen.
Anschließend ging es weiter nach Laakirchen zum Sägewerk Steyrermühl. Das Sägewerk gehörte bis 2024 dem finnischen UPM Unternehmen an. Wurde dann von dem österreichischen Konzern Heinzel Group übernommen, einem führenden europäischen Hersteller von Zellstoff, Papier und Verpackungsmaterialien. Das Sägewerk ist hier als Bestandteil eines größeren Industriekomplexes der Heinzel Group zu sehen. Unter der neuen Eigentümerschaft durchläuft der Standort einen tiefgreifenden Wandel. Was als Zentrum für Zeitungsdruck begann, wandelt sich nun zu einem integrierten Zentrum für nachhaltige Holzverarbeitung, Verpackungspapier und die Erzeugung erneuerbarer Energien. Ziel der Übernahme und Umgestaltung des Standorts Steyrermühl ist die Integration mehrerer Prozesse (Holzzerlegung, Energieerzeugung und Papierherstellung) in ein einheitliches, vernetztes industrielles Wirtschaftssystem. Schwerpunkt diese Exkursionspunktes war die erste Verarbeitungsstufe des Rohstoffes Holz, bei der wir Einblicke in die einzelnen Bearbeitungsschritte des Sägewerks bekamen.
Nach einem spannenden ersten Tag ging es in unsere Unterkunft in Salzburg, dort konnten die Studierenden bei bestem Wetter die fußläufige Innenstadt erkunden, ehe es am Morgen des zweiten Tages für den kulturellen Teil der Exkursion eine Stadtführung durch die Salzburger Altstadt gab.
Im Anschluss ging es nach Lofer im Pinzgauer Tal zur Meiberger Holzbau GmbH. Schwerpunkt hier ist der Bau von Häusern aus Massivholz, CLT (Brettsperrholz), Holzwerkstoffen und Holzfaserdämmstoffen. Das Produktportfolio umfasst vor allem Einfamilienhäuser, Tiny Houses und Doppelhaushälften für den privaten Bereich. Meiberger verfügt zudem über Erfahrung im öffentlichen Bausektor und hat bereits mehrere Projekte abgeschlossen, darunter Schulen, Kindergärten, Flüchtlingsunterkünfte, Wohnheime und Fußgängerbrücken. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch Erweiterungen bestehender Gebäude an, beispielsweise durch Aufstockung. Auch hier fanden tiefgehende Diskussionen über Kriterien der Nachhaltigkeit insbesondere der Nutzung Holz in Zeiten des Klimawandels statt.
Von der Meiberger Holzbau GmbH ging es weiter zu FRITZ EGGER GmbH & Co in St. Johann in Tirol. Durch den Besuch erhielten wir Eindrücke, wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Innovation und Qualität erfolgreich vereint werden können. Das Unternehmen berichtete über ihre geschlossenen Produktionskreisläufe, energieautarke Prozesse und den kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien. EGGER ist ein B2B-Unternehmen in der Mitte der Wertschöpfungskette und beliefert die weiterverarbeitende Industrie mit Holzwerkstoffen. Zum Sortiment gehören dekorative Platten, Möbelteile, Laminatböden sowie OSB-, MDF- und Spanplatten für Möbel-, Innenausbau- und Bauunternehmen.
Am Vormittag des dritten und letzten Exkursionstages stand der Besuch bei Austrocel in Hallein an. Eine moderne Bioraffinerie, die jährlich rund eine Million Festmeter Fichtenrestholz verarbeitet. Das Unternehmen stellt aus dem Holz hochwertigen Viskosezellstoff für die Textilindustrie her und nutzt dabei den Rohstoff nahezu vollständig – ein Vorzeigeprojekt für Kreislaufwirtschaft. Während der Führung erhielten wir Einblicke in die Holzannahme, das riesige Hackschnitzellager sowie die Reinigungs- und Sortierprozesse. Ein Highlight war die neue Bioethanol-Anlage: Aus Reststoffen der Zellstoffproduktion werden jährlich etwa 18.000 Tonnen nachhaltiger Biokraftstoff erzeugt, der in Österreichs Treibstoffmarkt eingespeist wird. Zu dem produziert AustroCel erneuerbare Energie in Form von Fernwärme und Grünstrom und versorgt damit Haushalte in der Region. Ein weiteres innovatives Projekt ist ein Hydrogel aus Lignin, das ab 2025 produziert werden soll und insbesondere für die Landwirtschaft von Bedeutung sein könnte.
Den Abschluss der Exkursion bildete die Besichtigung des Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten auf dem Rückweg nach Straubing. Im Wald des Forstbetriebs Wasserburg erhielten wir von einem erfahrenen Forstbetriebsleiter einen praxisnahen Einblick in die zukunftsorientierte, resiliente Waldbewirtschaftung. Dabei wurden Aspekte wie standortgerechte Baumartenwahl, gezielte Managementmaßnahmen und nachhaltige Holzentnahme anschaulich erläutert. Besonders eindrucksvoll war die Diskussion über notwendige Zielkonflikte und Kompromisse, die in der Forstwirtschaft eingegangen werden müssen, um die vielfältigen Leistungen des Waldes, von Holzproduktion über Biodiversität bis hin zu Erholungsfunktionen, in Einklang zu bringen. Der Besuch verdeutlichte, wie komplex eine moderne Waldwirtschaft in Zeiten des Klimawandels gestaltet werden muss. Ein spannender letzter Programmpunkt, der uns nochmals bewusst machte, wo die Wertschöpfungskette beginnt und als Grundlage für sämtliche holzbasierten Industrien steht.