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20162306-aktuelles-et-exkursion-wasserkraftwerk (2) 20162306-aktuelles-et-exkursion-wasserkraftwerkStraubinger Nachwuchsforscher erkunden Wasserkraftwerke im Landkreis Regen

Am 23. Juni 2016 gingen 21 Studierende des Master-Studienganges „Nachwachsende Rohstoffe“ am Wissenschaftszentrum Straubing auf eine Exkursion in den Landkreis Regen. Unser fachkundiger Begleitung durch den Regener Wasserkraftexperten Dipl.-Ing. Christoph Pfeffer erhielten die Studierenden und ihr Professor Dr. Josef Kainz tiefe Einblicke in Planung, Bau, Betrieb sowie naturschutz- und wasserrechtliche Auflagen von Wasserkraftanlagen. Besonders interessant ist dabei der Fluss Regen mit seiner geografischen Lage als „Grenzfluss“ zwischen Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald.

Mit hohem finanziellem, technischem und administrativem Aufwand sollen  Solar-, Wind- und Wasserkraft die fossilen Energieträger Kohle, Erdgas und Kernkraft langfristig
ersetzen. Neben großen Windkraftanlagen und Solarparks sind auch kleine Wasserkraftanlagen für die Stromerzeugung interessant. Ihre Betreiber haben die oft schwierige Aufgabe, einen wirtschaftlichen Betrieb mit Natur- und Gewässerschutz zu kombinieren sowie sich an örtliche Gegebenheiten anzupassen. Durch unterschiedliche Wasserkraftanlagen erhielten die Studenten einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten.

Beispiel Reisachmühle bei Rinchnach: Hier wird seit 600 Jahren gemahlen, gesägt und heute Strom produziert. Ihr Eigentümer Karlheinz Kerschbaum entschied sich für ein optisch ansprechendes, klassisches Wasserrad aus Metall. Rad und Stromgenerator erwirtschaften mit Wasser aus einem kleinen Bach eine Leistung von bis zu 14 kW. Das reicht aus, um den gesamten Bauernhof samt Melkanlage, Schrotmühle und Haushalt mit Strom zu versorgen. Strom, der nicht vor Ort gebraucht wird, wird in das Stromnetz eingespeist und vergütet.

Ein anderes Kaliber ist die Wasserkraftanlage Raithsäge in Regen-Oleumhütte am Schwarzen Regen. Der Strom, der hier mit einer sogenannten Kaplan-Schachtturbine gewonnen wird, reicht aus, um 340 Haushalte mit Strom zu versorgen. Mit einer Leistung von 230 kW lassen sich etwa 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erwirtschaften. Der Umbau zur Modernisierung der alten Anlage kostete ihren Betreiber etwa 1.1 Millionen Euro (Zum Vergleich: Die Wasserkraftanlage mit dem Wasserrad der Reisachmühle kostete etwa 50.000 Euro). Auf dem Programm der Studierenden standen außerdem die Wasserkraftschnecke im Kurpark Regen, die Wasserkraftanlage Theresienthal in Zwiesel sowie die Seebachschleife bei Bayerisch Eisenstein. Die Besonderheiten in der historischen Seebachschleife sind vielfältig: Sie beherbergt gleich zwei Wasserkraftanlagen – eine wird durch Überlaufwasser des 300 Meter höher liegenden Großen Arbersees gespeist, die andere durch den rund 200 Jahre alten Mühlkanal, der parallel zum Regen verläuft. Als dritte Anlage ist noch ein Wasserrad „Marke Eigenbau“ am Beginn des Mühlkanals in Betrieb, dass durch den Vater von Christoph Pfeffer erbaut wurde.

Trotz ihrer unterschiedlichen Bauweisen, Turbinen und Leistungen haben die neuen Anlagen eine wichtige Gemeinsamkeit: Sie alle erfüllen die aktuellen wasser- und naturschutzrechtlichen Bestimmungen. Diese strengen Regelungen schreiben zum Beispiel vor, dass Fische die Bäche und Flüsse nach wie vor auf- und abschwimmen können. Fische können Wasserkraftschnecke und Wasserrad flussabwärts passieren, jedoch keine Turbinenanlage. Aus diesem Grund müssen sogenannte Fischpässe eingerichtet werden, für die es strenge Vorschriften gibt. Werden diese Vorschriften nicht eingehalten, darf die Anlage nicht in Betrieb genommen werden. Diese Fischpässe müssen so eingerichtet sein, dass Fische auch flussaufwärts schwimmen können, um ihre Laichgewässer zu erreichen.

Wissenschaftszentrum Straubing – der Platz für Nachhaltiker

Am Wissenschaftszentrum Straubing setzen Forscher und Studierende auf Nachwachsende Rohstoffe statt auf Erdöl, Kohle und Erdgas. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Forschung und Lehre zum Anbau, zur chemisch-stofflichen Nutzung und zur energetischen Verwertung sowie zu ökonomischen Aspekten rund um die Erzeugung, Vermarktung und Verwendung von Nachwachsenden Rohstoffen.

Auf Studierende, die den Studiengang „Nachwachsende Rohstoffe“ am Wissenschaftszentrum Straubing als Bachelor oder Master abschließen, warten als Ingenieur, Chemiker oder Ökonom hervorragende Berufsaussichten im In- und Ausland.

WZ-Straubing | 23.06.2016